Sonntag, 1. August 2010

Glücksmomente.


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Sie stapfte wütend in die Wohnung.
Jeden einzelnen ihrer Schritte hörte sich auf dem Fußboden an,wie ein grollendes Unwetter,welches bald aufzogen würde.
Ihr Parka hing schlaff über ihren dünnen Ärmchen herab.Ihre hasselnussfarbenden Locken waren patschnass vom Regen.
Sie war fertig.K.O.Der Tag war die Hölle.
"Immer dasslebe.Es bleibt doch sowieso an mir hängen.
Sie verspotten mich.Haben sie kein eigens Leben,oder warum machen sie das Leben von anderen kaputt?
Ich will niemanden sehen!
Warum kann das niemand akzeptieren?!
Ich will nicht mit ihr Eis essen gehen,ich will auch nicht mit ihm ins Kino!
Ich will nur noch meine Ruhe haben.Ist das zu viel verlangt?!"

Sie zog langsam ihren Parka aus.Er war eiskalt von der Regendusche geworden.
Sie fröstelte und überlegte für einen kurzen Moment ob sie sich einen Tee aufstellen sollte oder gleich ins Bett gehen sollte.
Das Mädchen stand immer noch halb im Flur.Bis ihr Blick auf die Kommode neben dem Schuhschrank fiel.
Auf der alten Kommode standen mehrere verschiedene Familienfotos.
Ihr Blick wanderte weiter über die Fotos,bis er an er an einem sehr alt wirkendem Foto stehen blieb.
Der Rahmen war schon sehr abgenutzt und das Bild war in schwarz-weiß gedruckt.
"Da.
Da waren wir noch vereint.
Glücklich.
Warum nur?"

Sie seufzte und strich über den verstaubten Rahmen.
Langsam bewegte sie sich in Richtung der Küche hin,wobei sie eine nasse Regenspur hinter sich ziehen lies.
Während das Mädchen versuchte sich ihre durchnässten Stiefel abzustreifen,stellte sie mit zitternden Fingern ihren Tee auf.
"Mist!Jetzt habe ich mir meine Finger verbrannt!".
Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume.
Das Mädchen lies sich auf ihr altes Sofa fallen und versuchte sich mit Fernsehen abzulenken.
Sie zappte nervös durch die einzelnen Kanäle.
"Nein.Nein.Nein!
Es macht mich fertig.Ich hasse es.Warum nur?!"

Ganz langsam floss eine Träne über ihre elfenbeinfarbende Haut.
Noch eine.Und noch eine.
Ihr Gesicht war gerötet.Ihre Haare noch vom Regen zerzaust.
Ihre Klamotten waren immer noch patschnass von Regen.
So,saß sie da zusammengekauert auf ihren weichen Sofa und wünschte sich,dass sie immer so da liegen und weinen könnte.
"Nein.Nein.Nein!
Ich halte es nicht mehr lange aus!"

Ihr Kopf schaltete ab.Ganz weit entfernt,in der Ferne,hörte sie leises Knirschen von den alten Dielen auf dem Boden,aber sie verbannte den Gedanken,dass noch jemand,außer sie in ihrem Haus war sehr schnell.
Ein leichter,sanfter Duft reiner Vanille, Flieder und weißer Lilien machte sich im Raum breit.Sie beobachtete wie die Regentropfen sanft an das Fenster schlugen.
Sie schmeckte den salzigen Geschmack ihrer Tränen auf ihren rosigen Lippen.
Das Mädchen beobachte immer noch die Regentropfen,bis sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
Sie drehte sich um und blickte in diese wunderschönen Augen.Seine Augen.
Er setzte sich zu ihr und strich ihr über die Wange.
Der junge Mann musste lächeln,als er sah,dass sie malwieder klitschnass geworden war vom Regen.Dieses Lächeln liebte sie.
Er küsste sie auf die Stirn.
"Es wird alles gut." , flüsterte er ihr ins Ohr.
Er strich ihr eine Locke aus ihrem Gesicht.Sie schwiegen sich an.Ein wundervolles Schweigen.Sie liebte es.
Und da wusste sie,dass all das,was sie den Tag über durchlitten hatte mit diesem kleinen Moment ausgeglichen wurde.Ein Glücksmoment.Diese kleine Geste,die dir sagt,dass du toll bist und alles wieder gut macht.Ein Glücksmoment.

Das,was ich mit dieser Geschichte ausdrücken will,ist,dass selbst wenn es einem noch so schlecht geht und man denkt,dass es keinen Ausweg mehr gibt,man nicht aufgeben darf.Denn wer weiß,ob der nächste Glücksmoment nicht schon auf einen wartet...?

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