Dienstag, 8. Februar 2011

if i can't be perfect .. i want to be invisible

Diesen Post widme ich zwei ganz besonderen Mädchen, welchen diesen hoffentlich auch lesen.

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"Perfekt! Einfach nur perfekt.", das waren noch ihre Gedanken vor wenigen Sekunden. Und sie waren es immernoch. Obwohl sie sich eigentlich auf ihre Lektüre konzentrieren sollte, um die einzelnen Worte und Satzzeichen in einem zusammenhängenden Sinn, welche einige auch als "Satz" benennen würden, zu bringen.
Sie arbeitete den Text durch. Wort für Wort. Um diesen Effekt noch zu verstärken bewegte sich ihr praller, geröteter Mund mit den Buchstaben, Zeilen mit. Wort für Wort.
"... doch als Elisabetta sich um sich warf, und ihr kleines Herz zu schlagen begann ..
Der Spiegel, welcher noch so geschmeidig in ihrem Handgelenk lag .. " Ihr Stimme war hoch und zittrig.
Sie spührte deutlich die harte Baumrinde, welche versuchte sich in ihren Hinterkopf und ihren Rücken zu rammen, da sie sich gegen eine alte Eiche auf den Boden lehnte. Ein rotes Top schmückte ihre blasse Haut, welche durch kleine Schühchen und eine Shorts, einen zusätztlichen Vintage Touch entlockte.
Frühlingsrot - blondes Haar verschmolz mit ihrem Gesicht und gab diesem eine hübsche Kontur. Auf ihrer Stupsnase platzierte sich bereitswillig ein Brillengestell mit schönen, klaren Gläsern, welche die Sonnenstrahlen einzufangen versuchten. Ihre Haut war klar und blass. Nie hatte sie es zugelassen auch nur einen kleinen Sonnenstrahl ihre Haut kitzeln und leicht erröten zu lassen. Bis jetzt.
Ein Geruch von leichter Hyazinthe verwöhnte ihre Geruchssinne, sodass sie nocheinmal genüsslich einatmete.
Der Wind umspielte die Gräser, von welchen man bei diesen Anblick ausgehen könnte, dass sie einen Wettkampf austragen, wer als Erstes den Himmel mit der Grasspitze berühren würde.
Die Luft war klar, warm und einfach nur zum wohl fühlen.
Das alte Buch lag sie bei Seite und hob ihre Braun - Grünen Augen, obwohl sie von der unglaublich hellen Sonne geblendet wurde, dem Himmel entgegen. Diese Kugeln glänzten in der Sonne wie heller Bernstein, es sonst nur tat.
Der Himmel war marienenblau, während die Wolken schienen Spaß daran zu haben, sich in kleine Schäffchen zu verwandeln und fangen zu spielen ..
Ein Wirbelwind zwirbelte ihre dünnen Haare zu recht und obwohl sie genau das bemerkte, lenkte sie ihren verträumten Blick nicht von dem Himmel ab...
"Perfekt. Einfach nur perfekt. Warum kann ich nicht so sein, wie alle anderen ? Warum kann ich nicht geliebt werden ? Warum kann ich nicht hübsch sein ? Warum kann ich nicht klug sein ? Warum lerne ich verfickte Kacke nochmal nicht aus Vernunft, sondern aus Fehlern ?! Fehler!! Genau das ist es, was ich nicht mehr tun will. Zu viele habe ich schon begangen. Es soll sich ändern. Alles!!! 
Wenn ich perfekt wäre, wäre ich glücklicher mit mir selbst.
Wäre ich glücklicher mit mir selbst, wäre ich klüger.
Wäre ich klüger, würde ich keine Fehler mehr machen.Würde ich keine Fehler mehr machen, hätte ich bessere Noten, wäre hübscher, wäre beliebter, hätte mehr Freunde, einen Freund und hätte mein Ziel erreicht. Ich wäre perfekt .." 
Bei diesem Gedanken liefen ihr Tränen des Selbsthasses über ihre Wangen. 
"Warum nur ?" 
Der alte Schinken, welchen sie die ganze Zeit starr umklammerte und dadurch die Farbe ihrer Nägel verloren hatte, flog im hohen Bogen über das Feld.
Sie wollte ihn nicht mehr lesen. Sie wollte nicht mehr nach Hause. Sie wolle nicht mehr hier bleiben. Sie wollte rein gar nichst!
Ihr Kopf begann zu dröhnen, als sie ihre Augen schloss, und ihren Kopf  verzweifelt gegen die hohe Eiche von hinten stoß. Mittlerweile waren ihre doch so strahlende Augen stark gerötet, auch wenn ihr Gesicht komplett bleich blieb.
Immer weiter und fester prällte sie, wie kleine Kinder im ersten Basketballunterricht die Bälle auf den Boden gar schmissen, ihren Hinterkopf gegen den starken Baum.
Nocheinmal öffnete sie ihre zusammengedrückte Augen. Die Farben wurden blasser. Fast als ein weißer Nebelvorhang sich vor ihren Augenlicht gezogen hätte.
Immer unklarer und verzogener wurden die Bilder. Immer weniger konnte sie erkennen. Bis sie schlussendlich die Augen komplett schloß...

Ihre Augenlieder flatterten wie wild, als sich ihre Wimpern auf und ab, wie ein kleiner Vogel hin und her bewegten und genauso flatterte ihr Herz. Boom. Boom. Boom.
"Wo .. wo bin ich .. ?" Das war die logischste und hervorsehbarste Frage, welche ihr zuerst in den Sinn kam.
Als sie erkannte, dass sie immernoch auf ihrer Wiese war, beruhigte sich langsam die Adrenalienzufuhr, wie auch ihr Herzschlag.
" Gott sei dank". 
Mit tapsigen Schritten versuchte sie sich aufzuraffen. Sie wusste zwar nicht, wo sie hin sollte und was genau sie gerade tat, aber sie hielt es für eine gute Idee.
Das Gras umschmeichelte ihre blanken Beine. Nach einigen Metern fand sie wieder ihre Lektüre, welche sie zuvor doch sinnlos weggeworfen hatte. Behutsam bückte sie sich und hob das Buch auf.
Der Umschlag war immernoch derselbe. Creméfarbend und schlicht. Das Mädchen wollte sich gerade wieder aufrichten, als ihr ein betörender Geruch von Lavendel ihr entgegensprang. Für eine Sekunde, schloss sie ihre Augen sanft und sog diesen Geruch in sich auf.Erst als sie ihre Äuglein wieder öffnete, bemerkte sie den hübschen, fliederfarbenden Stoff.
Nackte, weiße Füße verborgen sich darunter. Rasch blickte sie auf und konnte ihren Augen nicht trauen.
Über ihr stand eine Frau, mit weißen Haar, in einem atmenberaubenden Kleid. Sie war jung, trotz einiger Falten, so dachte sie und auch, wenn sie nicht knien würde, würde sie sich augenblicklich wie ein Lilliputaner fühlen, sobald sie dieser Frau in ihre Augen schauen würde.
"Richte dich auf, mein Kind.", sagte sie. Das junge Ding gehorchte brav. Zu sehr, war sie innerlich weg, als dass sie genauer darüber nachdachte, was sie eigentlich tat.
Sobald sie sich wieder auf den Füßen befand, so streckte die Frau auch gleich ihre knochigen Finger aus.
"Gebe mir deine Hand", gab sie mütterlich von sich.
Sie streckte ihre Hand aus und legte sie in die weiße Hand der Dame.
"Du hast nun einen Wunsch frei ..."
Völlig verdutzt zog sie rapide wieder ihre Hand zurück. Schlagartig, war sie nicht mehr geblendet und ihre Nüchternheit kam zurück.
"Ich habe was ?!"
"Du solltest deinen Ohren mehr Glauben schenken. Ich sagte, dass du einen Wunsch frei hättest. Ich kann alles erfüllen ..", wiederholte sich die Dame mit vornehmer, weiser Stimme.
"Natürlich. Okay, wo sind die Kameras ? Sind sie verkabelt ?!" Mit diesen Worten tastete das Mädchen ohne Berührungsängste die Frau flüchtig ab, nur um zu merken, dass sie wirklich nicht verkabelt war.
"Hey, SAT1, hey Kai Pflaume und ihr Promis, ihr könnt jetzt herauskommen!!! Hattet ihr euren Spaß ? Mhmm ? Ich grüße meine Familie und meine Freunde! Und jetzt könnt ihr mit der Promifalle in den Werbeblock schalten! ..", gab sie rüpelhaft von sich.
"Junge Dame, bedenke deinen Ausdruck. Glaube mir, ich bin hier nicht zu meinem Vergnügen, aber wenn du niemanden mehr glauben schenkst, dann soll es so sein."
"Bist du 'n  Jeannie aus einer Lampe, eine Fee oder sowas ?!", gab die Göre von sich.
"Du kannst mich als eine Art Beschützerin sehen.", legte die Dame ihr gutes Wort ein.
" Und du sollst mir einen Wunsch erfüllen ?", fragte das Mädchen skeptisch.
"Ich darf dir einen Wunsch erfüllen, ja."
Ohne mit der Wimpern zu zucken, gab sie von sich :"Gut, Jeanielein, dann will ich perfekt sein. Ich wünschte mir, ich wäre perfekt. Ich wäre hübsch. Ich wäre beliebt."
"Bist du dir sicher, dass das ist, was du willst ?", versicherte sich die Frau ein letztes Mal.
"Ja.", gab sie ohne zu zögern von sich.
"Dann solle es so geschehen.."
Die Dame klatsche nicht in die Hände, kein Schimmer oder Glitzern entsprung, rein gar nichts passierte.
Das Mädchen wollte gerade wieder beginnen zu provozieren, als sie bemerkte, dass die Frau gar nicht mehr da war.
"Merkwürdig ..", dachte sie sich. So ging sie hinfort und lebte ihr Leben weiter.
In der Schule wurde sie nicht mehr, als sonst beachtet. Weder von den beliebten Mädchen, noch von ihren heimlichen Schwarm. Im Vokabeltest war sie nicht besser und nicht schlechter, als sonst.
Ihr Äußeres hatte sich nicht verändert und auch Fehler ließen sich nicht umgehen. Doch irgendetwas war anders, das konnte sie nicht leugnen. Sie fühlte sich ... leichter ?
Eine Woche verging und sie fühlte sich ziemlich verarscht von dem "Jeannie in the Bootle".
Am siebten Tag begab sie sich wieder auf ihr Feld, legte sich leichtfüssig unter ihre Eiche und beobachtete die Wolken, wie sie an ihr vorbeizogen.
Das Mädchen freundete sich bereits mit den Gedanken an nie wieder etwas von ihrer Zauberfee zu hören, geschweigeden jemals ein anderes Leben zu führen, bis ihr ein Duft von Lavendel in die Nase stieg. Sie zog ihn ein, wie eine Drogensüchtige, ihr Kokain.
Sie sah Füße. Nackte, weiße Füße, welche von fliederfarbendem Kleider umschlungen wurden.
"Na, mein Kind ?"
Schnell richtete sich auf und ihr doch so blasses Gesicht bekam eine rötliche Farbe ab.
" Du.. Du.. Sie .. sie haben gelogen!", gab sie eifrig von sich.
"Was meinst du, mein Kind ?", erwiederte die Frau unwissend.
"Ich bin nicht perfekt... Mein Wunsch hat sich nicht erfüllt."
Eine Augebraue hob sich, der Dame und so skeptisch hereinblickend viel dem jungen Ding gar nicht auf, wie sich aus kleinen Funken ein zauberhafter Spiegel entwickelte. Dieser Spiegel war riesig und golden umrahmt. Er lag in den zerbrechlichen Armen der Frau.
"Da. Schau hinein." 
Die Tatsache, dass sie sehr beeindruckt von dieser Zauberei war, untermalte sie. Verwirrt schaute sie in den Spiegel. "Nichts ungewöhnliches. Das bin ich..."
Gütig sagte die Frau : "Richtig, das bist du. Ein perfektes Mädchen. Weißt du, dieser Spiegel ist Besonders. Anders, als alle anderen Spiegel. Er zeigt die wahre Schönheit eines Menschen. Und weißt du auch, warum du dich in den letzten Tagen so leichtfüßig gefühlt hast ? Das war mein Werk. Der Druck der Perfektion. Den habe ich dir gestohlen. Und geblieben ist ein wundervolles Geschöpf, welches ihr Leben nun friedlich leben kann. Um gebliebt zu werden, musst du nicht hübsch sein. Du musst nicht klug sein. Du musst nur so sein, wie du bist! Jeder, welcher dich von nun an kennen lernen wird, wird dich leichtfüßig sehen. Ihr werdet euch kennen lernen. Nur durch den Charakter. Du wirst wunderschön sein! Egal, ob dein Make Up verschmiert oder du nur eine Jogginghose trägst."
Sie war verblüfft. Völlig sprachlos und aufgelöst. Die Farben wurden sanfter, die Umgebung unschärfer. Die alte Frau und die Wiese verloren ihren Glanz und die Farbe. Ihr Herz punpte wie wild. Sie schloss ihre Augen.

"Mrrrnnngmm." röffelte sie, als sie wieder auf der Wiese erwachte. Sie war völlig fertig.Ihre Augen waren geschlossen und die Sonne blendete sie so stark, sodass sie ein leuchtenes Rot durch ihre Augenlider erkannte. Ihre blassen Finger berührten die braune Rinde, ihren Hinterkopf und auch wenn ihre Augen noch geschlossen waren, wusste sie, dass sich rotes Blut auf ihren Zeigefinger sich nun befand.
Leichtfüssig, so fühlte sie sich. Das Mädchen musste zufrieden schmunzeln. Auch wenn ihr Kopf, wie ein Bass in einer Disko dröhnte.
                                                                        "Leichtfüssig .. ja.."

13 Kommentare:

  1. wow klasse :)

    http://marmeladenglas-momente.blogspot.com/

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  2. hahaha ja. sie ist mein kleines baby und nimmt derzeit fast soviel aufmerksamkeit in anspruch wie ein kleines kind. :D

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  3. Was ich mich frage, ist es das Konzept deines Blogs, Geschichten zu Erfinden?
    Hast du eigentlich noch mehr Blogs?

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  4. hm da hast du sicher recht...wahrscheinlich sollte ich mir mal was anderes überlegen...

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  5. Danke ;)

    Nein okay nicht, aber ich komme schon klar ...

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  6. Oh jaaaa, Crepes sind der Wahnsinn! :)

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  7. ich bekenne mich schuldig, ich hab ihn drauf gestellt :D

    Aber ich glaube es hat ihm anfangs noch gefallen, immerhin hat er versucht mit der Pfote das Licht unter der Glasplatte zu fangen :D

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  8. Hab die Geschichte schon vor Tagen gelesen, doch komme erst jetzt dazu, zu schreiben...
    Ich finde die Geschichte wirklich sehr gelungen, wenn auch ein wenig unrealistisch ;D
    Ich kann mich gut in die Person hineinversetzen, weil ich auch eine verdammte Perfektionistin bin...trotz einigen Tippfehlern sehr schön <3

    Joa, das Tutorial war aufwenig doch das Erstellen eines Headers ist es nicht ;)

    <33

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  9. Schön, phantastisch und doch irgendwie direkt aus dem Leben gegriffen und vielen Mädchen aus dem Herzen gesprochen

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  10. Tippfehler passieren ;) Solange man das Wort lesen kann, ist alles im Grünen Bereich!
    Wah, freu mir richtig auf die nächste Geschichte... es ist toll, wenn du so produktiv bist :) Aber nicht die anderen Sachen vernachlässigen ;)
    Stimmt, Schönheit hat etwas Magisches. Wie wahr. Und es war auch passend, dazu habe ich nichts böses gesagt :)

    <3

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